Überprüfung |DRAGONLAND - Die Macht des Nachtsterns |POWERMETAL.de

2022-10-15 03:59:37 By : Ms. Christina Zheng

Beinahe so, als wären keine elf Jahre vergangen.

Ich hatte die Hoffnung irgendwann aufgegeben. Nachdem der 2011er Release "Under The Grey Banner" ja schon fünf Jahre auf sich warten ließ, war man als DRAGONLAND-Fan ja lange Wartezeiten gewohnt. Aber elf Jahre ohne einen einzigen neuen Ton? Eine Auflösung wurde zwar nie kommuniziert, aber da Olof Mörck (Leadgitarre und Violine) und Schlagzeuger Morten Sørensen mit AMARANTHE ja sicher gut ausgebucht waren und Sänger Jonas Heidgert bei DESTINY zumindest im Netz wieder aktiv wurde, ließ ich die Hoffnung irgendwann fahren.

Wie groß war dann aber die Freude, als es doch wieder Aktivitäten aus dem Drachenland gab! "The Power Of The Nightstar" heißt dieses sechste Album der Schweden und wie der Name es schon verrät, schicken die Skandinavier uns dieses Mal ins Weltall. Was ich zunächst etwas schade finde, mag ich doch die DRAGONLAND-Chroniken sehr gern, die ja mit dem letzten grandiosen Album noch wieder neu aufgelegt wurden. Weltraumgeschichtchen befinden sich jetzt nicht unbedingt in meinem Interessensbereich, doch zumindest bietet der Sechser hier die Vollbedienung mit einem Konzeptalbum über ein Volk, das in einem feindlichen Universum ein neues Heim sucht.

Obwohl so viele Jahre ins Land zogen, gibt es nur an einer Stelle einen Besetzungswechsel zu verzeichnen. So übernimmt inzwischen der belgische Veteran Johan Nunez (FIREWIND, ex-KAMELOT und viele mehr) die Sticks. Weiterhin dabei sind Elias Holmlid am Keyboard, Jesse Lindskog an der Gitarre und Anders Hammer am Bass. Folgerichtig könnte man nun meinen, musikalisch würde die Band also genau dort weitermachen, wo sie einst aufhörte. Und das stimmt irgendwie auch. Klar, statt der Ursprungsfantasygeschichte gibt's hier Sci-Fi, aber das ist für diese Band, die ja auch schon mit "Astronomy" überweltliche Themen beleuchtete, auch nichts gänzlich unbekanntes. An letztgenanntes Werk muss ich beim Belauschen des neuen Opus auch des Öfteren denken. Das Klangbild ist sehr ähnlich, wobei die bandeigene Produktion natürlich auf höchstem Niveau ist. DRAGONLAND bleibt sich jedenfalls treu, jede einzelne Note klingt unverwechselbar nach den Göteborgern um Goldkehle Jonas Heidgert.

Und das sorgt zum Glück nicht dafür, dass man es hier mit einer Selbstkopie zu tun hat. Dafür ist das Songwriting viel zu ausgefuchst. Sondern es fühlt sich für mich direkt heimisch an. Als jemand, dessen Weg zum Metal direkt über DRAGONLAND (neben ein paar anderen Bands) führte, bedeutet mir dieses Album sehr viel. Weil es den Geist von vor 17 Jahren (ungefähr) völlig problemlos ins Heute zaubert. Die ausgedehnte Spielzeit von 66 Minuten vergeht wie im Fluge, weil die Songs so spannend komponiert und arrangiert sind, dass man sich beinahe wie auf einer Entdeckungsreise fühlt. Das zeichnet übrigens die meisten Alben der Band aus.

Und "The Power Of The Nightstar" bedeutet mir viel, weil es einfach verdammt stark ist und beweist, dass europäischer Melodic Metal auch 2022 noch absolut begeistern kann. Für mich geht mit diesem Album tatsächlich ein Traum in Erfüllung, den ich mich schon gar nicht mehr getraut hatte, zu träumen. Wenn es jetzt noch dazu kommen sollte, dass ich DRAGONLAND live zu Gesicht bekomme und die Band sogar noch weiter Musik machen sollte (also vielleicht nicht erst in elf Jahren?), dann bin ich ein glücklicher Fanboy. Man wird ja wohl noch träumen dürfen!

Herr Rossi sucht das Glück... und die Eiserne Jungfrau.

Ansprechendes Langeisen - wenig vorteilhafte Vergleichsangaben.

Begeisterung, die nicht bis zum Ende hält.